Stress ist eine allgegenwärtige Herausforderung in unserem modernen Alltag. Doch wie können wir lernen, ihn besser zu bewältigen und sogar in etwas Positives zu verwandeln? In unserem Interview mit Nadine Galandi, MentorMe-Mentorin, Business Coach, Unternehmensberaterin und Fotografin, tauchen wir tief in die Welt des Stresses ein und entdecken wertvolle Strategien zur Stressbewältigung. Nadine teilt ihre Erkenntnisse darüber, was uns im Alltag stresst, wie wir diese Stressoren erkennen können und welche praktischen Methoden uns helfen, in stressigen Zeiten Ruhe zu bewahren. Außerdem zeigt sie auf, wie Mentoring dabei unterstützen kann, Stress abzubauen und unsere Resilienz zu stärken.
Denn Mentoring kann dich dabei unterstützen, deine Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress und Herausforderungen zu stärken. Mit einem Mentor / einer Mentorin kannst du dein Selbstvertrauen steigern und positive Denkmuster entwickeln, die zur mentalen Gesundheit beitragen. Mentoren und Mentorinnen können dir dabei helfen, realistische Ziele zu setzen, dich auf deinem Weg zu begleiten und dich ermutigen, selbstfürsorgliche Gewohnheiten zu entwickeln, die deine mentale Gesundheit fördern.
Nun aber rein ins Interview mit Nadine:
Was sind die häufigsten Auslöser von Stress im Alltag und wie kannst du diese erkennen?
Nadine: Das Gefühl von „Stress“ entsteht immer durch uns selbst, durch unsere eigene Bewertung. Allgemeingültig zu sagen, was Menschen stresst und was nicht, ist daher schwierig. Oft wird Stress ausgelöst durch viele to dos, die unter Zeitdruck abgearbeitet werden müssen, durch unklare Anforderungen oder recht banal durch zwischenmenschliche Konflikte. Was jedoch oft vergessen wird, dass Stress nicht nur durch klar benennbare und greifbare Auslöser entsteht. Ein „erhöhtes Grundrauschen“ kann auch entstehen, wenn wir uns verstellen müssen, gegen unsere eigenen Werte handeln müssen oder in einem Arbeitsumfeld arbeiten, in dem wir Entscheidungen treffen müssen, die nicht „uns“ entsprechen. Auch fehlende psychologische Sicherheit, die zum Beispiel fehlen kann in einem Umfeld, in dem Misstrauen herrscht oder wir nicht Teil eines Teams sind, macht uns empfindlicher und wir können alltägliche Situationen als stressiger empfinden.
Erkennen kann man Stress meist an körperlichen Reaktionen: Das Herz schlägt schneller, die Hände werden feucht, der Bauch zieht sich zusammen. Bleibt Stress länger bestehen, können wir oft schlechter einschlafen oder wachen nachts auf und das Einschlafen fällt schwer. Typisch ist auch eine gereiztere Reaktion auf alltägliche Problemchen als üblich, so bekommt der Partner/die Partnerin abends schnell mal einen kleinen Wutausbruch ab, wenn nicht das gedachte Wunschgericht, sondern etwas anderes auf dem Tisch steht. Unter Stress reagieren wir emotionaler, unsere „Zündschnur ist kürzer“, wir weinen schneller und werden schneller abwertend anderen Menschen gegenüber („wir sind genervt“).
“Schlafen wirkt Wunder!”
Welche praktischen Methoden empfiehlst du, um in stressigen Zeiten Ruhe zu bewahren und sich zu entspannen?
Nadine: In stressigen Phasen gilt erstmal – Ruhe bewahren! Eine klare Priorisierung der zu erledigenden Arbeiten, auch das Nicht-erledigen von unwichtigen Dingen kann den Druck herausnehmen.
Der nächste Schritt kann sein, ganz bewusst die eigene optimale Schlafenszeit einzuhalten – schlafen wirkt Wunder! Das sind bei dem einen 6h, bei dem anderen bis zu 8, die Mehrheit der Erwachsenen fühlt sich bei „um 7h“ sehr wohl. Vielen Menschen hilft, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen, und sich der schönen Dinge, die am Tag passiert sind, bewusst zu werden.
In Situationen, in der zügig Hilfe kommen muss, weil z.B. eine Klausur oder Präsentation ansteht, können Atemübungen helfen.
Ich würde jedoch viel mehr empfehlen, dem Stress vorzubeugen. Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf machen uns nachweislich resilienter. So empfinden Menschen, die regelmäßig mindestens um die 3h Sport über die Woche verteilen, typische stressauslösende Situationen nicht nur als nicht so stressig, auch ihr Körper und Psyche reguliert sich schneller wieder auf das normale Niveau. Auch das Kennen der eigenen Werte und der eigenen Verhaltensmuster kann sehr gut helfen, Stress vorzubeugen.
Wie können wir unseren Stress in etwas Positives verwandeln und ihn als Antrieb nutzen?
Nadine: Stress sollte immer unterschieden werden in akuten Stress und chronischen Stress. Akuter Stress ist immer positiv, denn er hilft uns in herausfordernden Situationen, genug Energie für die Bewältigung zu haben. Es gibt eine Ausnahme – sind wir so gestresst, dass unser Gehirn auf „Flucht“ schaltet, dann können wir emotional überreagieren. Ein typisches Beispiel ist eine heftige Diskussion mit dem Vorgesetzten, reagieren wir sehr ärgerlich oder auch ängstlich, sagen wir möglicherweise Dinge, die wir nachher bereuen. Hier ist das Beste, aus der Situation herauszugehen, sich kurz zu entschuldigen, ein paar Schritte gehen, kaltes Wasser ins Gesicht und über die Hände, tief in den Bauch zu atmen und sich einen Schlachtplan zu überlegen, bevor man in die Situation zurückkehrt.
Es konnte gezeigt werden, dass allein das Wissen, dass die Aufregung vor einer Präsentation, die wirbelnde Geschäftigkeit vor dem Geburtstag der Kinder oder vor dem Urlaub, also stressige Phasen, schon dann positiver bewertet werden, wenn wir uns dem Geschenk der Stressreaktion, die nämlich gehörig Energie freisetzt, bewusst sind. Das Wissen, dass dieses Gefühl uns stärkt und nicht bedroht, lässt die körperlichen Auswirkungen schneller abklingen. Chronischer Stress entsteht nur dann, wenn wir uns selber nicht genug Erholung nach akuten Stressphasen gönnen. Chronischer Stress ist per se immer negativ zu sehen und wirkt sich langfristig negativ auf unsere Gesundheit aus. Hier sollte man auch sehr klar sein, für jeden von uns gibt eine „rote Linie“ an der (chronischer) Stress zu viel wird. Je nach Situation und Voraussetzungen dauert es nur unterschiedlich lange und der Körper reagiert anders. Der oder die eine bekommt hohen Blutdruck, andere werden depressiv. Wichtig ist mir, nur weil jemand mal arbeitstechnisch über die Stränge geschlagen hat und nach einem Projekt todmüde und erschöpft in der Ecke liegt und sich davon prima erholen kann (wenn die Pause kommt), ist langandauernder, oft über Jahre, gehaltener Stress gesundheitsschädigend und wirft jeden irgendwann aus der Kurve.
“Zeitmanagement allein ist nicht die Lösung!”
Welche Rolle spielt Zeitmanagement bei der Bewältigung von Stress und welche Techniken haben sich bewährt?
Nadine: Das Zeitmanagement allein ist gar nicht die Lösung oder das Problem. Sicherlich kann jeder lernen, nein zu sagen. Die Frage jedoch, warum das Zeitmanagement so schwerfällt, ist die interessante. Warum kann jemand nicht nein sagen, warum nimmt eine Person immer mehr Projekte an, warum dauern Aufgaben bei dem/der einen immer länger als bei anderen (an den Fähigkeiten liegt es meist nicht!). Erst wenn diese Frage geklärt ist, gelingt auch das Zeitmanagement.
Kannst du uns von einem Beispiel aus deiner Praxis erzählen, bei dem jemand durch gezielte Stressbewältigungstechniken bedeutende Fortschritte gemacht hat?
Nadine: Ich habe in den letzten Jahren viele Menschen begleitet, die in herausfordernden Situationen zu mir kamen. Zunächst kläre ich immer ab, ob ich als Coach noch die richtige bin oder medizinische Hilfe durch Ärzte und Therapeuten notwendig ist. Sobald z.B. starke körperliche Symptome oder Depressionsanzeichen dabei sind, bitte ich meine Coachees, zunächst zur Abklärung einen Arzt hinzuzuziehen. So ist z.B. eine Suchterkrankung oder Traumatisierung für mich ein „red-flag“, hier gehört die Begleitung in andere Hände.
Ich durfte dabei viele tolle Geschichten miterleben. Coachees, die in ihrem Job unglücklich waren, weil die Belastung wirklich sehr hoch war und die es geschafft haben, sich abzugrenzen. Verstanden haben, was die Gründe dafür waren, dass vorher eine gesunde Distanz nicht möglich war. Ich durfte Menschen begleiten, die glücklich in ihrem Job waren und „einfach nur“ zu viel zu tun hatten. Hier hat geholfen, den eigenen Stressakku besser aufzustellen und durch Bewegung sich wieder in die Balance zu bekommen. Für mich selbst beeindruckend sind immer die Momente, wenn meine Coachees ihre eigene Vision und das Bild ihrer Zukunft visualisieren. Wenn dieser „klick-Moment“ kommt, dieses Gefühl „genau das will machen“, sich das ganze Gesicht entspannt und es klar ist, dass das der Weg wird.
Viele unserer Mentoren und Mentorinnen haben eine Coachingsausbildung und bringen ein umfangreiches Wissen zur Stressbewältigung mit. Mentoren und Mentorinnen oder Coaches wie Nadine können dir auf unterschiedliche Weise beim Stressabbau helfen: Sie stärken deine Resilienz, fördern dein Selbstbewusstsein, geben Anleitung zur Stressbewältigung, fördern einen gesunden Lebensstil und unterstützen bei der Zielerreichung.
Vielen Dank für deine Zeit und Offenheit und das inspirierende Interview, liebe Nadine.
Weitere Interviews mit anderen spannenden Persönlichkeiten und Teams aus der MentorMe Community findest du in unserem Blog. Viel Freude beim Eintauchen in das, was uns ausmacht.
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