In Oma Veritas – oder: wie ich gelernt habe, Hilfe anzunehmen

In Oma Veritas – oder: wie ich gelernt habe, Hilfe anzunehmen

“Alles alleine schaffen oder doch lieber nicht?”

Vor einiger Zeit habe ich mit meiner Oma eine Flasche Wein geöffnet, von deren Inhalt sie dann anschließend den Großteil selbst trank. Entsprechend locker wurde unser Gespräch. Wir fingen an, uns über Frauenbilder zu unterhalten und sie meinte, liebevoll aber doch auch in einer Art Vorwurf, ich müsste ja immer alles alleine schaffen. Mit einem Mann an meiner Seite wäre das doch alles viel leichter. Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf die fragwürdige Einstellung meiner Oma eingehen, das ist ein anderes Fass.

Womit sie aber recht hat: Ich wollte lange Zeit sehr viel alleine hinbekommen und konnte Hilfe und Unterstützung nur schlecht annehmen. Das hatte sicher gesellschaftliche Gründe und einen daraus resultierenden Willen meinerseits, als junge Frau Dinge selbst anzupacken und sie auch aus eigenen Stücken zu vollenden. Ich wollte mir und meinem Umfeld etwas beweisen. Rückblickend finde ich das auch nach wie vor richtig und wichtig. Ich bin dadurch mutiger geworden und unerschrockener. Mein Umfeld profitierte nicht unbedingt von diesem Aktionismus, sondern primär ich selbst und mein Selbstbewusstsein.

“Das eigene Unwissen ist immer größer als das eigene Wissen.”

Es gab und gibt jedoch immer wieder Punkte, an denen ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. So ernüchternd es sein mag: Das eigene Unwissen ist immer größer als das eigene Wissen. Erfahrung, Selbstreflexion und viele andere Kompetenzen können sicherlich helfen, schwierige Situationen anzugehen. Man kann jedoch nicht immer auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Es gibt immer ein erstes Mal, bei dem ich beispielsweise eine Krise bewältigen muss oder vor einschneidenden Entscheidungen stehe. Wir können dabei nicht auf unsere eigene Erfahrung zurückgreifen, weil sie schlichtweg nicht existiert.

Bei MentorMe konnte ich lernen, wie hilfreich die Expertise anderer Personen sein kann und wie das Wissen von ihnen für mich so vieles einfacher machen kann. Lela Grießbach ist Gründerin, Dozentin, Mutter und arbeitet momentan an ihrer Promotion. Sie ist zudem Mentorin bei MentorMe und sagt: „Ich bin meinen Weg ganz alleine gegangen und war mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Mit einem/einer Mentor*n an der Seite hätte ich mich sicherlich stärker gefühlt und bessere Möglichkeit zum Austausch mit ‚Gleichgesinnten‘ gehabt.“ Zum Thema Hilfe annehmen sagt sie außerdem: „Es geht nicht darum, dass jemand deine Aufgaben übernimmt. Aber Mentor*innen können durch ihre Erfahrung und ihr Netzwerk sehr hilfreich sein.“

“Es muss nicht immer alles anstrengend sein, damit es am Ende gelingt.”

Auch wenn wir Unterstützung annehmen, sind wir es also am Ende doch selbst, die Herausforderungen, schwierige Situationen und Aufgaben meistern. Unterstützung annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern kann vieles vereinfachen. Es muss nicht immer alles anstrengend sein und uns an unser persönliches Ressourcenlimit bringen, damit es am Ende gelingt. Wir können aus eigenen Fehlern lernen, aber auch aus denen anderer. Und das ist völlig in Ordnung. Vermutlich hätten meiner Oma weibliche Vorbilder geholfen, einen anderen Blick auf ihr und mein Leben zu haben. Ich habe das Privileg, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der sich immer mehr Frauen und Männer für Chancengleichheit einsetzen. Dadurch entstehen Vorbilder, von denen ich lernen kann und die mir Mut machen, mich als Frau in der Arbeitswelt zu behaupten. MentorMe generiert diesen Austausch auf professionelle Weise und schafft Raum für Frauen, sich auszutauschen und gegenseitig zu bestärken.

„Austausch steht vor Verschwiegenheit, Teilen steht vor Behalten, Kollaboration steht vor Konkurrenz“, sagt Tobias Ilg, Organisationsentwickler und Mentor bei MentorMe. Gerade schwierige Zeiten, wie wir sie durch die aktuelle Pandemie erleben, zeigen uns das. „Wenn ich in diesem Jahr etwas gelernt habe dann, dass man alleine nicht weiterkommt“,  ist die Ansicht hierzu von Marketing Managerin und Mentorin Isabelle Anna Sporleder. Was ich gelernt habe ist: Wir müssen nicht alleine weiterkommen. Das kann ich auch sehr gerne mit meiner Oma teilen. Nur, liebe Hildegard, es muss dafür nicht ein*e Partner*in an meiner Seite geben. (Für einen individuellen Mentor an deiner Seite, melde dich hier an.)


Johanna Salewsky ist Community & Event Managerin bei MentorMe sowie Diversity Trainerin. Wenn du dich als Mentor*in oder Mentee bei uns anmeldest, bekommst du sicher bald Post oder einen Anruf von Johanna. Auch bei vielen Events kommt ihr ihre Erfahrung vom Radio zugute.