Steckbrief:
Daniel Scheerer
Senior Consultant GRC bei Controlware
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Daniel, wer bist du?
Als Consultant berate ich Firmen und IT Service Management Organisationen bei der Einführung und Verbesserung ihres Informationssicherheits- und (IT) Service Managements. Frei nach dem Motto “Even nerds want to be lead and not just managed” steht für mich dabei – wie im allgemeinen, gesellschaftlichen Zusammenhang – die Menschlichkeit im Vordergrund. Wenn wir Arbeit und leben menschlich gestalten, folgen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit automatisch.
Minds of MentorMe
ist eine Kampagne, mit der wir unsere diverse Community mit all ihren interessanten Persönlichkeiten sichtbar machen. Mentor*innen teilen hier offen und aufrichtig ihre Werte, Einstellungen und Erfahrungen und geben so Einblick, was sie im Inneren bewegt. Dazu haben wir einen Fragenkatalog, bestehend aus 47 Fragen, zusammengestellt, der das abdeckt, was unsere Mentees schon immer spannende Persönlichkeiten fragen wollten. Diese Fragen reichen von „Welche Werte treiben dich an?“ über „Wann zweifelst du an dir?“ bis hin zu „Was würdest du zu deinem 10-jährigen Ich sagen – und was lieber verschweigen?“ Unsere Mentor*innen haben aus diesem Fragen-Potpourri die für sich interessantesten Fragen für unsere Community beantwortet.
Wie verdienst du dir deine Freiheit?
Wenn ich mich frei fühle, habe ich mir das nicht verdient. Müsste ich mir dieses Gefühl verdienen, wäre es das Gegenteil von Freiheit. Das bedeutet nicht, dass ich mir meine Freiheit nicht hart erarbeiten muss. Am meisten fühle ich meine Freiheit durch die Beziehung zu Menschen bedroht, die mir das Gefühl geben, ihren Ansprüchen nicht zu genügen. Gelingt es mir nicht, dieses Gefühl auf Dauer loszuwerden, sind das für mich toxische Beziehungen, deren Beendigung mir mehr nutzt als schadet.
Welche Werte treiben dich an?
Für mich sind unter anderen folgende Werte von absteigender Wichtigkeit:
– Vertrauen
– Wertschätzung
– Gerechtigkeit
– Anerkennung
– Work/Life Balance
– Finanzielle Sicherheit
Bevor ich mir dieser Gewichtung bewusst wurde, habe ich bei beruflichen Entscheidungen die finanzielle Sicherheit immer vorangestellt, womit mit ich mehrmals auf einiges verzichtet habe, das mir viel wichtiger ist.
Welches Buch hast du zuletzt zu Ende gelesen und was brachte es dir?
Sapiens – A Brief History of Humankind von Yuval Noah Harari war das Buch, das mich zuletzt von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Dass wir als Spezies die Superkraft besitzen, uns Geschichten auszudenken, die Realität gestalten, indem sie unsere gesellschaftlichen Werte, Überzeugungen und Wahrnehmungen formen, ist gleichzeitig fantastisch, beängstigend und hoffnungsvoll. Würden wir unsere wachstums- und konsumabhängigen Erzählungen durch menschliche und nachhaltige Ideen ablösen, könnten wir Krisen wie Pandemien und die globale Erwärmung mit Leichtigkeit bewältigen.
Was war dein größter nicht-kommerzieller Erfolg? Wie hast du ihn erreicht?
Nachdem meine Mutter beim Zugunglück in Aichach am 7.5.2018 ums Leben gekommen war, hörte ich nach der öffentlichen Trauerfeier für die Betroffenen, Angehörigen und Rettungskräfte das Interview eines Deutsche Bahn Sprechers mit einer lokalen Zeitung mit, bei dem er sinngemäß sagte, das Stellwerk aus dem Jahre 1949 sei für den sicheren Bahnverkehr zugelassen und man müsse die Ermittlungen gegen den damals 24-jährigen Fahrdienstleister abwarten. Ein Facebook Beitrag, in dem ich mein Bedauern für den jungen Mann zum Ausdruck brachte und die Deutsche Bahn AG und das BMVI aufforderte, Verantwortung zu übernehmen, erregte so viel öffentliches Interesse, dass die Deutsche Bahn, anders als in ähnlichen Fällen, Konsequenzen zog und die Nachrüstung von ca. 600 mechanischen Stellwerken ankündigte.
Was ist deine wichtigste Erkenntnis aus deinem Umgang mit Menschen (Menschenkenntnis)?
Menschen sind komplexe, unvorhersehbare Wesen, mit 8 Milliarden unterschiedlichen Blickwinkeln auf ein und dieselbe Realität. Aber damit nicht genug. Die Realität ist so komplex, dass jeder Mensch sie nur gefiltert und ausschnittsweise wahrnimmt und sich aus den Fragmenten, die in sein Bewusstsein dringen ein für sich kohärentes Bild der Realität macht. Nur wenn ich dieser Tatsache Rechnung trage, ist es für mich möglich andere zu verstehen, ihre Sicht der Dinge wertfrei anzunehmen, mich ihnen verständlich zu machen und vertrauensvolle und wertschätzende Beziehungen zu ihnen zu pflegen, die produktive Zusammenarbeit oder harmonisches Zusammenleben erlauben.
Was treibt dich im Innersten an?
Was mich im innersten antreibt ist schwer in ein Wort zu fassen. Es ist wohl eine Kombination aus Sendungsbewusstsein, Missionseifer, Empathie und Helfersyndrom. Wenn ich glaube, eine Lösung oder einen Weg gefunden habe, ein allgemeines Problem zu lösen, möchte ich es aller Welt mitteilen und jedermann davon überzeugen, meinen Lösungsweg auszuprobieren. Ich glaube aber nicht, dass meine persönlichen Lösungsansätze, meinen Tag und mein Leben zu bewältigen, auf andere übertragbar sind. Die Ressourcen dafür trägt jede(r) von uns in sich.
Was ist für ein glückliches, zufriedenes Leben elementar?
Gute Beziehungen zu anderen Menschen sind elementar für ein zufriedenes Leben. Das sind Beziehungen, die auf Wertschätzung basieren, in denen man füreinander da ist und sich gegenseitig dabei unterstützt, sich frei zu entfalten und weiterzuentwickeln. Ein Mensch, der es schafft, solche Beziehungen in allen Lebensbereichen aufzubauen und zu pflegen, während er Beziehungen, die zumindest einer Seite nicht gut tun, beenden kann, wird unabhängig von den meisten anderen äußeren Einflüssen glücklich und zufrieden sein können.
Welche Dinge oder Situationen im Job stressen dich besonders?
Die größte Herausforderung für mich sind Zielkonflikte, die mir delegiert werden, ohne dass ich die Mittel erhalte, sie zu lösen. Ich denke, dies ist nicht nur in Shareholder Value fokussierten Unternehmen sondern auch in allen staatlich regulierten Bereichen, in denen erwartete Gemeinnützigkeit mit Gewinnorientierung kollidiert, eher die Regel als die Ausnahme. Was muss es für einen inneren Konflikt und damit Stress bei einem Arzt auslösen, entscheiden zu müssen, ob er für eine Fallpauschale von 10.000 € ein Raucherbein amputiert und den Patienten nach drei Tagen entlässt oder ihn für 4 Wochen zum Abheilen da behält, wofür das Krankenhaus ein Pauschale von unter 1.000 € erhält, während ihm die Krankenhausverwaltung mit der Wirtschaftlichkeit im Nacken sitzt?
In wie viel verschiedene Rollen schlüpfst du und warum?
Je nachdem, mit welchen Menschen welche Situation gerade ansteht, gibt es kaum eine Rolle, in die ich nicht schlüpfen würde. Grundsätzlich nehme ich die Rollen ein, von denen ich annehme, dass ich in ihnen im Kontext am meisten zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beitragen kann. Es ist schwierig sie zu quantifizieren. Zählt man Organisations-, Prozess-, Team- und private Rollen zusammen sind es sicher Dutzende oder mehr.
Vielen Dank für deine Bereitschaft und Offenheit!
Weitere Interviews mit anderen spannenden Persönlichkeiten aus der MentorMe Community findest du in unserem Blog. Viel Freude beim Eintauchen in das, was uns ausmacht.