Steckbrief:
Simona Stoytchkova
CEO und Vorstandsmitglied bei IG Europe
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Simona, wer bist du?

Ich heiße Simona Stoytchkova und bin die CEO von IG Deutschland und Vorstandsmitglied von IG Europe. Diversity und Finanzbildung sind absolute Herzensthemen für mich, und insbesondere durch Mentoring möchte ich meine Erfahrungen an junge Frauen und Berufsanfängerinnen weitergeben.

Minds of MentorMe

ist eine Kampagne, mit der wir unsere diverse Community mit all ihren interessanten Persönlichkeiten sichtbar machen. Mentor*innen teilen hier offen und aufrichtig ihre Werte, Einstellungen und Erfahrungen und geben so Einblick, was sie im Inneren bewegt. Dazu haben wir einen Fragenkatalog, bestehend aus 47 Fragen, zusammengestellt, der das abdeckt, was unsere Mentees schon immer spannende Persönlichkeiten fragen wollten. Diese Fragen reichen von „Welche Werte treiben dich an?“ über „Wann zweifelst du an dir?“ bis hin zu „Was würdest du zu deinem 10-jährigen Ich sagen – und was lieber verschweigen?“ Unsere Mentor*innen haben aus diesem Fragen-Potpourri die für sich interessantesten Fragen für unsere Community beantwortet.

Wie gehst du mit deinen Ängsten um?

Meine Methode lautete schon immer „einfach mal machen“ und der Rest kommt in der Praxis. Leider stelle ich immer wieder fest, dass insbesondere Frauen im Beruf sehr oft Angst vor dem Versagen haben, oder dass sie für etwas nicht gut genug sind. Das führt dazu, dass sie sich nicht trauen sich für eine Aufgabe zu melden bevor sie denken dass sie perfekt darin sind – und das ist leider falsch. Meine Erfahrung ist, im Leben lernt man am meisten, und zwar wenn man loslegt und einfach mal macht. Auf dem Weg lobt man sich dann für die kleinen Erfolge, wird dadurch immer mehr und mehr selbstbewusster, und verliert somit die Angst mit der Zeit.

Welche Werte treiben dich an?

Für mich ist Authentizität mein wichtigster Wert. Ich war schon immer Ich selbst und wirke dadurch offen, ungekünstelt und ehrlich. Damit strahle ich aus, dass ich zu mir stehe und damit zu meinen Stärken und auch zu meinen Schwächen. Das schafft bei Mitarbeitern und auch Kunden Vertrauen, und weckt dabei sogar Sympathie. Natürlich geht Authentizität mit einer gewissen persönlichen Reife und Wirkung einher, das bedeutet, es ist wichtig auch immer denn Kontext zu ermessen und sich der jeweiligen Situation anzupassen, ohne sich jedoch fälschlich zu verbiegen.

Was ist für dich ein erfülltes Leben?

Ein erfülltes Leben ist für mich soviel wie nur möglich Zeit mit den Menschen in meinem Leben zu verbringen, die mir viel bedeuten und sehr gut tun, und dabei gesund zu bleiben. Zeit und Gesundheit sind für mich die zwei größten Luxusfaktoren im Leben.

Was ist die schönste Erinnerung deiner Kindheit und warum?

Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, voller Liebe und Zuneigung, insofern ist es sehr schwer für mich „die schönste Erinnerung“ auszusuchen. Aber ich kann an eine Erinnerung denken, die mich ziemlich geprägt hat.

Da meine Eltern studiert haben, als ich auf die Welt kam, habe ich viel Zeit in meiner Kindheit mit meinen Großeltern verbracht. Mein Opa hat mir Schach beigebracht, aber er hat mich immer wieder und wieder besiegt, und für jemand, der ein schlechter Verlierer ist, war das sehr schwer. Eines Tages wollte ich aufgeben, war sehr traurig dass ich immer wieder verliere und es nicht mal zum Gleichstand schaffe. Da ist mein Opa mit mir spazieren gegangen und hat mir erklärt dass man im Leben immer kämpfen muss für alles was man wirklich will. Er hat mir gesagt dass das ganze Leben ein Schachspiel ist und die Kunst darin besteht vorausschauend zu sein, an sich zu glauben, und nie aufzugeben. Dabei hat er mir viele Bespiele aus seinem Leben gegeben. Ich werde diesen Spaziergang nie vergessen. Natürlich habe ich dann weiter mit ihm gespielt und nach weiteren 14 Spiele auch endlich gewonnen. Er hat mir nie verraten ob er mich hat gewinnen lassen, aber seit dem habe ich nie etwas aufgeben, was mir im Leben wichtig war, auch wenn es wiederholt nicht geklappt hat.

Wer hat in dich investiert, als du noch nicht erfolgreich warst? Warum?

Ich habe 2 ex-Chefinnen, die bei mir für meinen beruflichen Erfolg instrumental waren. Die eine heißt Alexia Ackermann und die andere Laetitia Teuber. Beide waren auch gleichzeitig meine Mentorinnen, haben viel Zeit und Mühe in mich investiert um das beste aus mir herauszuholen und waren insgesamt die besten Führungskräfte die ich je hatte. Beruflich sind sie meine Vorbilder und haben mir sehr viel beigebracht. Ich hatte sehr viel Glück auf beide im Leben zu treffen, und ich denke meine Ambitionen, meine Persönlichkeit, und mein Durchhaltevermögen war ausschlaggebend, dass sie in mich investiert haben.

Was würdest du heute anders machen?

Wenn ich im Leben zurückgehen könnte, hätte ich mich mit Mentoren früher vernetzt und generell die Vorteile vom Netzwerken früher angewandt. Ich war am Anfang meiner Karriere sehr naiv und glaubte, wie viele andere Frauen fälschlicherweise auch, dass Können im Beruf der ausschlaggebende Faktor für eine erfolgreiche Karriere ist, und dass die gläserne Decke ein Hirngespinst ist. Ich habe länger gebraucht um zu verstehen, dass beruflicher Erfolg von Menschen sehr wenig mit eigenes Können zu tun hat, sondern eher mit Sichtbarkeit und Netzwerk korreliert.

Was war dein größter nicht-kommerzieller Erfolg? Wie hast du ihn erreicht?

Es ist schwierig „den größten“ zu nennen, aber einer der für mich heraussticht ist während meiner Zeit bei Lollypops. Lollipops war damals eine Wolhtätigkeitsorganisation in London, die für krebskranke Kinder durch Freiwillige simple Zaubertricks im Krankenhaus vollbracht hat. Ich war einer dieser Freiwillige und habe regelmäßig für eine Gruppe von Kindern gezaubert. Da gab es ein kleines Mädchen dass sich besonders für die Tricks interessiert hat und mit dem ich damals viel Zeit verbrachte die Zaubertricks zu erklären. Eines Tages kam ich im Krankenhaus an und sie war nicht da. Ich ging zur Schwester und bat sie dem Mädchen Bescheid zu geben dass wir da sind und gleich anfangen, da ich wusste wie sehr sie sich immer gefreut hat uns zu sehen. Leider erfuhr ich von der Schwester dass das Mädchen die Nacht davor gestorben ist. 

Es brach mir das Herz in tausend Stücke und ich habe an dem Tag aufgehört bei Lollypops tätig zu sein. Aber was mich dennoch sehr erfüllt hat ist die Aussage einer anderen Schwester, die dazukam und meinte, dass das Mädchen sehr oft von Simona und ihre Zaubertricks gesprochen hätte, dabei immer glücklich gewesen wäre, und gesagt hätte, sie freut sich wenn Simona eines Tages auch im Himmel ist und wieder Zaubertricks für sie machen kann.

Was ist deine wichtigste Erkenntnis aus deinem Umgang mit Menschen (Menschenkenntnis)?

Mein Wichtigstes Erkenntnis ist dass man von Menschen das bekommt, was man auch als Mensch auch selbst gibt. Das ist nicht absolut immer zu 100% wahr, also einige Enttäuschungen gibt es da schon, aber zum großen Teil hat es sich in meinem Leben bewahrheitet.

Was willst du am meisten auf der Welt hinterlassen, wenn du gehst?

Ich möchte dafür bekannt sein, dass ich Frauen dabei unterstützt habe, sich beruflich zu realisieren und ihr gesamtes Potential auszuschöpfen. Das bedeutet ich möchte meinen persönlichen Teil dazu beitragen, Frauen in Führungspositionen zu bringen, und auch wenn ich damit nicht die ganze Welt erreiche  kann, diejenigen die ich unterstützt habe, werden auch die zukünftigen Generationen von Frauen unterstützen und wer weiß, hoffentlich wird es für diese Generationen auch eine gerechtere Verteilung auf Führungsebene geben, und so weiter und so weiter. Somit würde ich eine sehr positive Kettenreaktion ausgelöst haben, was mich sehr stolz machen würde.

 

Vielen Dank für deine Bereitschaft und Offenheit!

Weitere Interviews mit anderen spannenden Persönlichkeiten aus der MentorMe Community findest du in unserem Blog. Viel Freude beim Eintauchen in das, was uns ausmacht. ?