Das Studium war eine einzige Party, die bald endet und ihr habt keine Ahnung wie es weitergehen soll? Das Projekt MentorMe erklärt euch wie ihr trotz Gurkenlebenslauf noch Karriere macht!
Nichts können wir Studierenden besser als stundenlang über Theorien schwafeln. Sobald es dann aber um konkrete Dinge wie Bewerbungsschreiben oder Gehaltsverhandlungen geht, rutscht uns das besserwisserische Herz herab und davon.
Besonders, wenn man sich als Frau auf dem Arbeitsmarkt noch so sehr anstrengt und der männliche Kollege trotzdem doppelt so viel verdient. Basierend auf dieser Problematik hat Karin Heinzl 2015 das Programm “MentorMe” ins Leben gerufen. Es unterstützt junge Frauen ein Jahr lang beim Übergang vom Studium zu Beruf.
Unterschiedliche Frauen – ähnliche Hürden
Ganz gleich ob eine Frau ihren Abschluss in Anglistik oder Informatik absolviert: Sie hat es grundsätzlich schwerer als ein Mann, sich im Job zu behaupten. „Frauen sind viel selbstkritischer als Männer, wenn es um Bewerbungen geht“, weiß Karin Heinzl. Das Wichtigste ist, Unsicherheiten zu überwinden. Und genau hier setzt MentorMe an.
Das 12-monatige Programm basiert auf einem 3-Säulen-Prinzip: Individuelles Mentoring, Online- und Offline-Training, Networking. Zunächst werden die Studentinnen, die Mentees, mit ihren Mentoren gematched. Das sind jeweils berufserfahrene Männer und Frauen aus den Branchen, in denen die Mentees arbeiten möchten. Im zweiten Schritt werden Skills trainiert, die für den Berufseinstieg wichtig sind, z.B. in Workshops zum Bewerbungsgespräch oder zur Selbstpräsentation.
Das Networking hat es besonders in sich, aber auch das lernt man hier. Firmenbesuche bei Google oder Zalando sowie Touren zum Auswärtigen Amt stehen ebenso auf der Tagesordnung wie die „Ein Abend mit“-Events. In lockerer Atmosphäre plaudern hier 6–8 Experten unterschiedlichster Branchen (u. a. Stiftungen, NGOs, Consulting Unternehmen, Start-Ups) über ihre Arbeit. Besonders interessant: Abende mit den Themen „Women in Politics“ oder „Women Bosses“. Egal welche Studienrichtung, ob Bachelor- oder Masterstudium: Bewerben darf sich jede.
Ein bisschen wie Tinder – nur geiler!
Für die Gründerin Karin Heinzl ist klar: „Mich interessieren keine Bestnoten. Es stellt sich nur die Frage: Brauchen die Frauen unsere Unterstützung und können wir die Frauen matchen?“
Mentoren und Mentees melden sich jeweils über die MentorMe-Website an, füllen entsprechende Formulare aus, die Mentees hängen noch ihren CV ran und los geht’s. Damit es zu einem passenden Match kommt, geben die Mentees ihren Berufswunsch an, die Mentoren ihren Beruf und in welchen Bereichen sie Wissen weitergeben können. Wenn es passt, wird gematched. Ein bisschen wie Tinder, nur mit wirklich tollen und wirklich nicht notgeilen Menschen.
Die Matches treffen sich einmal im Monat zum regelmäßigen Austausch. Zudem begleiten Karin und ihr Team die Paare über das ganze Jahr, um sicherzugehen, dass die Beziehung standhält. Diejenigen Mentees, die noch gar keinen Plan haben, was sie überhaupt wollen, bekommen ebenfalls eine Sonderbehandlung: Sie werden von Karin mit ausgebildeten Coaches, ihren „Jokern“, gematched. Sie gehen zusammen mit der Mentee dem „Wer bin ich und was will ich?“ auf den Grund.
The future is female
Karin weiß, wovon sie spricht. Nach ihrem Studium der Politik- und Kommunikationswissenschaften in Österreich und den USA betreute sie selbst Mentoring-Programme für Frauen. Maßgeblich geprägt hat sie aber ihre viermonatige Arbeit bei einer NGO in Indien. „Als ich zurückgekommen bin, dachte ich: Ich möchte im sozialen Bereich weitermachen.“
So nahm Karin die Sache selbst in die Hand und realisierte ihren Traum mit der Gründung von MentorMe. Mittlerweile ist das Programm über die Grenzen Berlins hinweg bekannt, denn die Mentees kommen bereits aus ganz Deutschland. Karin glaubt an den Erfolg des Projekts und ist überzeugt, dass eine positive Entwicklung Richtung Gleichberechtigung in der Berufswelt stattfindet. Es sei noch nicht perfekt und ein langer Prozess, aber: „Wir sind ein kleines Rad in diesem Getriebe, das daran arbeitet.“
Der Artikel ist im Original 2017 bei ZurQuelle Online erschienen.